Nochmals New York Times

Die Kolumne "Joe Bauer in der Stadt" hat den Titel "New York 21" und darin ist der Artikel "Last Call for an Elegant Rail Station" zusammengefasst:

Dieser Tage jedoch mailte mir eine Leserin einen Artikel der "New York Times", der meine globalen Beziehungen westerwellehaft verändern könnte. Es geht um einen Aufsatz des Architekturkritikers Nicolai Ouroussoff. Unter der Überschrift "Letzter Gruß an einen formschönen Bahnhof" nimmt sich der Autor Stuttgart 21 vor: Der Entwurf, schreibt er, missachte auf erschütternde Weise die Architekturgeschichte. In Deutschland werde der Bauboom nach der Wiedervereinigung als willfähriges Werkzeug benutzt, um unbequeme historische Wahrheiten zurechtzubiegen und die Architekturgeschichte zu verfälschen. Für diese törichten Pläne, so der Autor, stehe auch Stuttgart 21. Die Absicht, den von Paul Bonatz entworfenen Bahnhof zu amputieren, sei "ein besonders perverser Auswuchs" von "Fassadismus" - die "bei Stadtplanern und Bürokraten so beliebte Variante der Totalsanierung, bei der das Gebäude platt gemacht wird, die Fassade aber mit hohem technischem und finanziellem Aufwand erhalten bleibt".

Bonatz' renommierte Bauten, sogar die aus der Nazi-Zeit, heißt es weiter, hätten eine "unbestreitbare menschliche Dimension": "Einige Jahre vor Hitlers Machtübernahme fertiggestellt, kann man den Stuttgarter Hauptbahnhof als Bonatz' Meisterwerk bezeichnen... Die beiden monumentalen Flügel, die nach hinten verlängert die Gleisanlage einrahmen, unterstreichen die beeindruckende Größe des Bahnhofs."

Der Konflikt zwischen Tradition und Modernität (den Bonatz verkörperte) werde in Zukunft nicht mehr zu sehen sein. Und die neue Eingangshalle, wie elegant auch immer, degradiere die alte zu einem bedeutungslosen Anhängsel. - Meine Bar ist geschlossen. So viel zu Stuttgart international.