Blog vom 31.3.2018: Immer noch wird in der Stuttgarter Hauptpresse bei Artikeln zu Stuttgart 21 die Serie „10 Fakten zu Stuttgart 21“ eingeblendet.
Das ist ähnlich wie bei „10 Fakten zur Titanic“:
- die Titanic war 1912 das größte Schiff der Welt
- das Bestelldatum war der 1. August 1908
- die Länge war 269,04 m, die Breite 28,19 m
- Maschinenleistung 51.000 PS
- Dienstgeschwindigkeit 21 kn (39 km/h)
Die 10 Fakten stimmen! War da noch was?
Ja!! Das Wesentliche und Wichtigste fehlt!
Wie bei den „10 Fakten (2017)“ (kommentiert von S.B.)
Seit einiger Zeit wird in der Stuttgarter Zeitung immer wieder die Serie „10 Fakten“ eingefügt, die wie die Vorgänger-Propaganda „21 gute Gründe“ und „Zahlen und Fakten“ einer kritischen Untersuchung nicht standhält. Die „Fakten“ werden einzeln auf den Prüfstand gestellt.
Hier wird die Idee von „Stuttgart 21“ korrekt wiedergeben. Sie hieß zuerst „quer denken“. Was jedoch fehlt, ist die Begründung der Qualität dieser Idee. Die damals beschriebene Notwendigkeit mit Argumenten wie
„Der Kopfbahnhof ist an seine Kapazitätsgrenze gelangt. Die neue Station lässt als Durchgangsbahnhof deutlich mehr Bahnverkehr zu.“
„Im heutigen Gleisvorfeld kreuzen sich die Gleise vielfach, die Züge behindern sich daher gegenseitig bei der Ein- und Ausfahrt.“
„Die Beibehaltung des jetzigen Kopfbahnhofes könnte die bestehenden Kapazitätsengpässe nicht beheben.“
Mein Statement am 12. November 2014 gegen Ende der Anhörung Filderbahnhof in der Filderhalle Leinfelden:
"Die guten Gründe sind weitgehend abhanden gekommen und damit ist die Sinnhaftigkeit des Projekts und die Planrechtfertigung dahin.“
Statt der Prognose von 1997
„Denn Stuttgart braucht in jedem Fall eine grundlegende Verbesserung seiner Bahnverkehrsanbindung. Der jetzige Hauptbahnhof kann das Fahrgastaufkommen des Jahres 2010 in keiner Weise mehr bewältigen. „Stuttgart 21“ ist daher kein Prestigeprojekt, sondern die logische Konsequenz sachlicher Überlegungen und klarer Fakten. Nur der neue Bahnknoten bietet die Kapazitäten für ein attraktives Leistungsangebot der Bahn“
war der Kopfbahnhof im Jahr 2010 nach Stiftung Warentest der pünktlichste Großstadtbahnhof Deutschlands!
Oktober 2018: Die Grundidee von Stuttgart 21 „…wird der oberirdische Kopfbahnhof in eine unterirdische Durchgangsstation verlegt“ wackelt gewaltig, weil die Gäubahn nicht wie geplant über den Flughafenbahnhof zum Tiefbahnhof geführt werden kann, weil
a) der Flughafenbahnhof mit dritten Gleis und Mischverkehr mit der S-Bahn vermutlich nicht kommen wird und
b) weil der Tiefbahnhof den Bahnverkehr nicht bewältigen kann wegen 30% weniger Leistungsfähigkeit. Zumindest ein Teil des Kopfbahnhofs muss erhalten bleiben, damit die Stadt nicht abgehängt wird.
Dieser Text ist korrekt bis auf den Begriff „Bahnhof“; nach Aussagen von Bahnfachleuten müsste es „Haltepunkt“ heißen. Er verschweigt auch das Bau- und Betriebsrisiko wegen Anhydrit beim „Wurmbau zu Babel“ und die erheblichen Belastungen der Bevölkerung wegen Lärm, Transporten auf öffentlichen Straßen und Einschränkungen des Verkehrs.
Alle Linien des Netzes haben dann eine entsprechend längere Fahrzeit. Profitieren werden die Umsteiger aus Richtung Feuerbach nach Bad Cannstatt und umgekehrt - eine Minderheit. Und natürlich die Anwohner des Stadtviertels Nord, wenn die Haltestelle Nordbahnhof nicht näher liegt.
Die unausgesetzte Propaganda, wonach der Flughafen durch „Stuttgart 21“ per ICE in acht (jetzt „knapp 10“) Minuten erreichbar sein würde, macht fast vergessen, dass dieser längst an das Schienennetz angeschlossen ist. Seit Jahren verkehren S-Bahnen im 20-Minuten-Takt binnen 27 Minuten vom Hauptbahnhof zum Flughafen und zurück.
Die zeit- und kostengünstige Alternative zu einem ICE-Flughafenanschluss wäre schon heute über die Gäubahn-“Panorama“-Trasse mit einer Express-S-Bahn einzurichten mit sensationellen 15, maximal 17 Minuten, dafür aber direkt am Flughafen als Start/Ziel und nicht an der Messe.
Die übersteile Tunnellstrecke zum Flughafen verläuft mehr als vier Kilometer durch quellfähigen Gipskeuper, das Bau- und Betriebsrisiko ist relativ hoch. Der Flughafenbahnhof liegt in 25 m Tiefe, der Weg zum Flughafen ist zeit- und kraftraubend und frisst den Zeitvorteil im Vergleich zur S-Bahn ziemlich auf.
Der Fernverkehr nach Zürich geht schneller über die schöne Panoramastrecke,
ICE-Halte sind im unattraktiven 2-Stunden-Takt geplant.
Blick in die Zukunft von Mark Pollmann und Markus Mauz:
„Wir sind tatsächlich in 8 Minuten am Fernbahnhof, Zug war heute pünktlich. Fahrt war ziemlich dunkel. Steigen aus und überlegen uns, ob wir uns in die große Schlange vor den Aufzügen stellen (sie funktionieren!). Entscheiden uns dann, die 26,4 Höhenmeter mithilfe der fünf langen Rolltreppen im Zickzack hinauf zu überwinden, sie funktionieren auch! Oben mit unserem ganzen Gepäck angekommen, (Minute 6 nach Ausstieg) stellen wir erstaunt fest, dass wir uns nicht am Flughafen befinden, sondern erst an der Messe. Zum Flughafen geht es über einen langen Gang noch knapp dreihundert Meter zu Fuß weiter...Nach weiteren 5 Minuten erreichen wir mit unserem Gepäck schwitzend den Flughafen. Geschafft!“
„Damals“ (1994) war noch bei etwa 50% der Züge ein Lokwechsel notwendig,
einer der „damals“ einleuchtenden Gründe für einen Durchgangsbahnhof.
Bei notwendigem Lokwechsel ist ein Kopfbahnhof im Vergleich zu einem Durchgangsbahnhof stark im Nachteil, ein großer Aufwand an Material und Personal ist erforderlich und es geht viel Zeit verloren. Heute sind Lokwechsel nicht mehr erforderlich, aber sie waren es noch zu Beginn der Planungen für Stuttgart. Auskunft des damaligen Bahnhofsleiters Hopfenzitz: „Zu Beginn der Planung Stuttgart 21 in 1994 waren noch nicht alle Regionalzüge mit Steuerwagen ausgerüstet. Bei geschätzt 50 % der wendenden Regional-Züge war Lokwechsel noch erforderlich.“
Zu „womöglich“: „Dass schon die Fertigstellung Ende 2023 extrem unwahrscheinlich ist, weil der verfluchte Nesenbachdüker viel später als geplant fertig sein wird, hatte Kontext bereits vor einem Monat in Erinnerung gerufen."
Die 2 Milliarden Erhöhung des Kostenrahmens sind noch nicht finanziert. Die Bahn-AG geht vor Gericht, da die anderen Projektpartner Land, Stadt Stuttgart und Flughafen eine Kostenbeteiligung ablehnen.
Die „Kritiker“ stützen sich vor allem auf den Bundesrechnungshof und auf ein realistisches Gutachten von Vieregg & Rössler
„Obwohl das von der DB beauftragte Gutachten unter dem Strich Mehrkosten in der Größenordnung der vom Bundesrechnungshof und anderen Gutachtern belegten ca. 10 Mrd. Euro bestätigt, beruft sich Pofalla auf ein aus dem Zusammenhang des unveröffentlichten Gutachtens gerissenes Zitat („6,3 bis 6,7 Milliarden Euro Mehrkosten“). Auf so eine zitierfähige Zahl war die Beauftragung des Gutachtens angelegt.“ (Zitat aus „Pofallas Probleme mit der Wahrheit“ auf der Website Kopfbahnhof-21.de)
Oktober 2018: Kostenerhöhung Bahn 8,2 Mrd.
- Ob „bestehende Gleise“ noch gebraucht werden, wird sich spätestens in der Probezeit des S21-Bahnhofs heraus stellen.
- Der „100-Hektar-Schwindel“ ist längst aufgedeckt, siehe „Jahrhundertchance“.
- Der Rosensteinpark kann nicht wachsen, er wird im Gegenteil angeknabbert, derzeit am Hang hinter dem Schluss Rosenstein Richtung Neckar und an der Ehmannstraße wegen dem Kreuzungsbauwerk. Die „Parkerweiterung“ ist im Bereich unterer Schlossgarten geplant.
- Der Schlossgarten wurde im Baufeld neuer Bahnhof zerstört, ca 8 Hektar, das künftige Bahnhofsdach kann kaum als „Park“ qualifiziert werden. Der geplante Zuwachs liegt weit weg vom Zentrum in der Gegend des Paketpostamts. Dafür braucht es aber kein Stuttgart 21.
„Neben S21“: korrekt! Die Neubaustrecke ist unabhängig von Stuttgart 21 realisierbar.
Die „alte Strecke“ wird für den Regionalverkehr zwingend gebraucht, denn Esslingen, Plochingen, Göppingen und Geislingen liegen nicht an der Neubaustrecke.
Die Fahrzeitverkürzung nach Ulm kommt nicht durch Stuttgart 21, sondern durch die Neubaustrecke zustande. Zur Fehlplanung (unsinniger Aufwand) dieses Großprojekts Neubaustrecke: 5 Milliarden Euro für keinen Nutzen.
- „haben getroffen“, nein, treffen sich noch aktuell jeden Montag, zuletzt gestern auf der 368. Montagsdemo.
- Die Räumung wurde gerichtlich als unrechtmäßig eingestuft, Schwerverletzten Entschädigung zugesprochen.
- Oktober 2018: Fakten-Update: mehr als 400 Montagsdemos
"10 Fakten" (10)
10 05. 17 09:08
(Seit einiger Zeit wird in der Stuttgarter Zeitung bei Artikeln zu Stuttgart 21 immer wieder die Serie „10 Fakten“ eingefügt, die wie die Vorgänger-Propaganda „21 gute Gründe“ und „Zahlen und Fakten“ einer kritischen Untersuchung nicht standhält und wesentliche Informationen vorenthält.)
Textbausteine aus den Blogs metropolis21.de zur Volksabstimmung „gegen die Kündigung der Finanzierungsverträge“, also nur indirekt zu Stuttgart 21:
2011 hatte sich „die Mehrheit der Abstimmenden für einen Bahnhof entschieden, der maximal 4,5 Milliarden kostet und 49 Züge in der Spitzenstunde unter Stress bewältigt. Beides hat sich inzwischen als unhaltbar erwiesen. Zudem hatte die Abstimmung nicht das gesetzlich vorgeschriebene Quorum von 1/3 der Stimmen erreicht. Es hatten nur 28 % der Wahlberechtigten mit Nein gestimmt. Laut Landeswahlleitung gilt damit der Rechtszustand von vor der Abstimmung unverändert.“
„Tief verfilzte politische und ökonomische Interessen haben es bisher geschafft, ein völlig absurdes Projekt mit Manipulationen und handfesten Lügen über die rechtliche, parlamentarische und mediale Hürden zu hieven, eine Volksabstimmung auf erstunkener und erlogener Geschäftsgrundlage inbegriffen.“
Thomas Felder in einem Offenen Brief an Staatsrätin Gisela Erler nach der Diskussion beim Kirchentag auf dem Stuttgarter Marktplatz am 5. Juni 2015 nachmittags (ganzer Brief = Memory 43): „Was Ihre derzeitige Arbeit betrifft, so sprechen Sie gern über »Befriedung«, die Sie von Amts wegen schaffen. Mir persönlich kommt es eher vor wie eine Friedhofsruhe, die sich in unserem Lande ausgebreitet hat seit der so genannten Volksabstimmung – einem uns folgenschwer von oben herab aufgezwungenen Schmierentheater. Es ist einer Demokratie unwürdig, wenn man die Bürger derart belügt, wenn man ihnen Sand in die Augen streut, ihnen entscheidende Tatsachen vorenthält, sie schlicht hinters Licht führt, besonders klar zu erkennen am so genannten Kostendeckel und an der Leistungslüge. Nachdem der Schwindel nun aufgeflogen ist, bleibt von der Legitimierungsfunktion dieser Volksabstimmung nur noch Schall und Rauch. Das Projekt weiterhin damit zu rechtfertigen, ist der große demokratische Sündenfall der Grünen. Nun mutiert in Ihrem Munde diese »Volks-Abstimmung« auch noch zum »Volks-Entscheid« – als ob da über irgend etwas entschieden worden wäre.“
Die Bezirksvorsteherin für Stuttgart-Mitte schreibt im grünen „Stadtblatt“ 2/16 in einem kritischen Artikel „Was bringt Stuttgart wieder aus Grubes Baugruben?“ den merkwürdigen Satz: „Und da kommt das nach wie vor unbeliebte aber vom Volk gewollte S 21 wieder mal ins Spiel.“ Hat die Dame vergessen, dass „das Volk“ erst in der windigen, amtlich ungültigen Volksabstimmung eine Mehrheit für die Finanzierung der Neubaustrecke (nicht S 21!) bekam? Zumindest die Stuttgarter waren in der Planungsphase immer eindeutig dagegen. Aus dem Blogeintrag von 29.7.2009: - in Meinungsumfragen sprechen sich stabile 65 Prozent der Stuttgarter gegen "Stuttgart 21" aus.“ (Welt-Online)