Korrekturen durch meinen Leserkreis sind sehr erwünscht, mögliche Fehler werden korrigiert und hier im Blog bekannt gegeben.
Etwa seit Anfang Juni 2017 ist eine neue Propagandaserie für Stuttgart 21 gestartet worden:
„Das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 ist seit Februar 2010 im Bau. Das Mega-Vorhaben in Zahlen und Fakten:
- Der bisherige Kopfbahnhof mit 16 Gleisen soll durch eine unterirdische Durchgangsstation mit 8 Gleisen ersetzt werden.
- Mit einem knapp 10 Kilometer langen Tunnel soll die City mit dem Flughafen und der geplanten Schnellbahnstrecke nach Ulm verbunden werden.
- Die Fahrzeit zwischen Stuttgart und Ulm wird von 54 auf 31 Minuten verringert.
- Stuttgart 21 ermöglicht den Lückenschluss in der europäischen Magistrale Paris-Budapest.
- Zu Stuttgart 21 gehört ein knapp 60 Kilometer langes Tunnelsystem.
- Mit Stuttgart 21 soll die Stadt Stuttgart durch den Wegfall der oberirdischen Gleisflächen Raum für städtebauliche Entwicklung und eine Erweiterung des Schlossgartens erhalten.“
neue Propagandakampagne (1)
08 06. 17 09:01
„Das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 ist seit Februar 2010 im Bau. Das Mega-Vorhaben in Zahlen und Fakten:“
(Mal wieder ein Propaganda-Rundumschlag in verschiedenen Medien, nicht nur in der Stuttgarter Presse, sondern breit gestreut auch in so fernabliegenden Websites wie wetter.com.)
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Schon die Überschrift der „Zahlen und Fakten“ ist irreführend: seit „Februar 2010“ war nichts im Bau, am 2. Februar war die Show der „Prellbockanhebung“ mit 2000 wütenden Bürgern in der großen Bahnsteighalle und einem handverlesenen Publikum in der kleinen Schalterhalle. Der Oppositionsführer der Grünen,
W. Kretschmann war nicht geladen und wurde auch nicht eingelassen, ich war damals bei der Zurückweisung in nächster Nähe dabei…
Kretschmann: „Also ich frag Sie nochmal: Sie wollen einem Mitglied eines Verfassungsorgans, das für die Finanzierung dieses Projekts mit verantwortlich ist, den Zutritt hier verweigern?“ Sicherheitskontrolleur: „Jawohl“. Kretschmann: „Das muss ich zur Kenntnis nehmen, ja das ist ungeheuerlich.“ Bericht im ZDF vom Baubeginn, Minute 08:20 („Prellbockanhebung“ am 2.2.2010).
Der skandalöse Baubeginn begann mit dem „Schwarzen Donnerstag“ am 30.9.2010 und dem Abholzen von alten Bäumen im oberen Schlossgarten Nähe Bahnhof. Darauf geschah im Baufeld des Tiefbahnhof über ein Jahr lang nichts!
neue Propagandakampagne (2)
09 06. 17 20:51
„- Der bisherige Kopfbahnhof mit 16 Gleisen soll durch eine unterirdische Durchgangsstation mit 8 Gleisen ersetzt werden.“
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Kopie des Blogs aus „10 Fakten“ von 2017:
Hier wird die Idee von „Stuttgart 21“ korrekt wiedergeben. Sie hieß zuerst „quer denken“. Was jedoch fehlt, ist die Begründung der Qualität dieser Idee. Die damals beschriebene Notwendigkeit mit Argumenten wie
„Der Kopfbahnhof ist an seine Kapazitätsgrenze gelangt. Die neue Station lässt als Durchgangsbahnhof deutlich mehr Bahnverkehr zu.“
„Im heutigen Gleisvorfeld kreuzen sich die Gleise vielfach, die Züge behindern sich daher gegenseitig bei der Ein- und Ausfahrt.“
„Die Beibehaltung des jetzigen Kopfbahnhofes könnte die bestehenden Kapazitätsengpässe nicht beheben.“
erwiesen sich alle als völlig falsch.
Mein Statement am 12. November 2014 gegen Ende der Anhörung Filderbahnhof in der Filderhalle Leinfelden: "Die guten Gründe sind weitgehend abhanden gekommen und damit ist die Sinnhaftigkeit des Projekts und die Planrechtfertigung dahin.“
Statt der Prognose von 1997
„Denn Stuttgart braucht in jedem Fall eine grundlegende Verbesserung seiner Bahnverkehrsanbindung. Der jetzige Hauptbahnhof kann das Fahrgastaufkommen des Jahres 2010 in keiner Weise mehr bewältigen. „Stuttgart 21“ ist daher kein Prestigeprojekt, sondern die logische Konsequenz sachlicher Überlegungen und klarer Fakten. Nur der neue Bahnknoten bietet die Kapazitäten für ein attraktives Leistungsangebot der Bahn“
war der Kopfbahnhof im Jahr 2010 nach Stiftung Warentest der pünktlichste Großstadtbahnhof Deutschlands!
neue Propagandakampagne (3)
11 06. 17 16:00
- „Mit einem knapp 10 Kilometer langen Tunnel soll die City mit dem Flughafen und der geplanten Schnellbahnstrecke nach Ulm verbunden werden.“
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Der Fildertunnel verläuft zu 54 Prozent durch unausgelaugten Gipskeuper, das „Betriebsrisiko“ nach Gutachten im Bahn-Auftrag ist „unüblich hoch“. Die Sperrung auch nur einer Röhre ließe den Bahnbetrieb in Stuttgart ziemlich zusammenbrechen. Eigentlich ein k.o.-Kriterium für Stuttgart 21…
Wenn es in zwölf von vierzehn Tunnels im Gipskeuper Probleme gab und gibt (Geologe Dr. Sierig, Video hier sehen), wie hoch ist dann das Risiko beim Fildertunnel Stuttgart 21?
Ursprünglich sollte die Bohrung der Fildertunnelröhren von unten, vom Bahnhof her erfolgen. Eine Doline im Zugangsbereich des Fildertunells, Wasseraustritt bei Bohrloch 203 im Anhydrit direkt über dem Fildertunnel… So wich man diesen Problemen erst einmal aus und begann die Bohrung auf den Fildern. Fast die ganze Strecke im schwierigen Gipskeuper muss noch gebohrt werden.
Zur Tunnelbohrmaschine SUSE und zur Abraumentsorgung „Zahlen und Fakten“ bei Zum Blog aktuell.
neue Propagandakampagne (4)
12 06. 17 20:33
- Die Fahrzeit zwischen Stuttgart und Ulm wird von 54 auf 31 Minuten verringert.
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Die „Zahlen und Fakten“ sind unter Stuttgart 21 aufgeführt. Tatsache ist jedoch, dass die Fahrzeitverkürzung allein durch die Neubaustrecke, nicht durch Stuttgart 21 erreicht wird.
neue Propagandakampagne (5)
13 06. 17 08:16
- Stuttgart 21 ermöglicht den Lückenschluss in der europäischen Magistrale Paris-Budapest.
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Welche Werbefuzzis haben jetzt wieder die unsägliche „Magistrale“ aus der Klamottenkiste geholt? Das Werbeschlagwort „Magistrale“ wurde schon in der Schlichtung von der Bahn selbst (Bahnvorstand Dr. Kefer) als inhaltlich bedeutungslos erklärt. Der „Lückenschluss“ ist reines Werbesprech, denn die Strecke Ulm-Budapest enthält noch andere Strecken, die der „Hochgeschwindigkeit“ nicht standhalten. Wie schwer sich die Werbung für das „Jahrhundertprojekt“ inzwischen tut, kann man deutlich an den verbliebenen 6 „Zahlen und Fakten ablesen!
neue Propagandakampagne (6)
14 06. 17 23:03
- Zu Stuttgart 21 gehört ein knapp 60 Kilometer langes Tunnelsystem.
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Diese „Zahlen und Fakten“ sind der wichtigste Anlass meines Widerstandes gegen Stuttgart 21 und genannt gleich im ersten Beitrag auf dieser Website, dem „Memory 1“ an Baubürgermeister Hahn vom 19. März 2008:
„Fährt man mit der Bahn in Stuttgart ein, liegt die Stadt wie ein aufgeschlagenes Buch im Blick, jetzt soll dieses Buch zugeklappt werden. Zehntausende von Bahnfahrern gucken dann buchstäblich in die Röhre statt auf unsere schöne Stadt, Durchreisende bekommen gar nichts von Stuttgart zu sehen, die Stadt wird zu einem Haltepunkt, Reisequalität wird zu Reise-Fastfood. Das ist ein schlimmer Verrat an Stuttgart. Wo ist „Stuttgart“ für die Bahnreisenden geblieben? Auf das Ärmlichste reduziert in Tunnels und Tiefstationen?“
neue Propagandakampagne (7)
15 06. 17 20:52
- Mit Stuttgart 21 soll die Stadt Stuttgart durch den Wegfall der oberirdischen Gleisflächen Raum für städtebauliche Entwicklung und eine Erweiterung des Schlossgartens erhalten.
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Stuttgart 21 muss immer mehr als Immobilienprojekt herhalten, nachdem die Vorteile des Tiefbahnhofs mit Tunnelsystem kaum mehr vermittelbar sind und sich ins Negative verkehrt haben. Die Großgebäude im „Europaviertel“ gehören nicht zum „Wegfall der Gleisflächen“ und lassen angenehme Aufenthaltsqualität vermissen, z.B. am zentralen „Pariser Platz“.
Immer wieder wird die "Parkerweiterung" (Schlossgarten) pro Stuttgart 21 gerühmt. Dass diese Parkerweiterung eher ein Feigenblatt ist, das die Blöße der Parkvernichtung zudecken soll, wird dabei nicht gesagt:
Die versprochenen 30 Fußballfelder (20 ha) an neuer Grünfläche sind zumeist weitab vom Schuss Nähe Rosensteinpark. Etwa zwei Kilometer vom Bahnhof/Zentrum entfernt und damit so weit weg wie der Kräherwald oder der Waldbeginn Richtung Fernsehturm.
Es wurden aber 15 „Fußballfelder“ (ca 10 ha) mitten in der Stadt im Schlossgarten mit seinem alten Baumbestand abgeräumt, mit Beton versiegelt und werden später anstelle von großen Parkbäumen mit häusleshohen "Lichtaugen" garniert. Das wird in der Flächenbilanz glatt unterschlagen!
Es ist sehr interessant, wie die werbenden „Fakten“ im Laufe der Jahre immer mehr geschrumpft sind und zuletzt nur noch sechs (6) Punkte genannt wurden:
a) Anfang 2009 waren es noch 21 gute Gründe in einer kleinen Broschüre mit 48 Seiten
b) 2014 sind 21 „Zahlen und Fakten“ auf einem Plakat eingedampft (und verändert)
c) April 2017 ist die Presseserie 10 Fakten zu Stuttgart 21 erschienen,
d) die bereits ein Viertel Jahr später von nur noch 6 „Daten und Fakten“ abgelöst wurden, die einer kritischen Nachprüfung kaum standhalten und negativ beurteilt werden müssen.