21 gute Gründe für Stuttgart 21 Nr.15

15. Mittendrin und doch im Grünen

Das neue Europaviertel schließt direkt an den Schlossgarten an. Umgeben vom Rosensteinpark entsteht das neue Rosensteinviertel – zentral, mit optimaler Anbindung an Schiene und Straße und mitten im Grünen. Die Stadt schafft Lebensraum in bester Lage, zum Wohnen und Arbeiten für mehr als 35.000 Menschen.

Kommentierung:

Für die Wohnqualität in der Stadt ist ein direkter Anschluss an einen Park eine wunderbare Sache. Auch das seitherige Viertel „Eisenbahnerdörfle“ einschließlich Teilen der Nordbahnhofstraße lägen dann näher bei den ausgedehnten Parkanlagen.
Umgebenstimmt allerdings nicht ganz, denn der Park liegt nur an der südöstlichen Grenze der Bebauung.

Die Attraktivität der Lage, verbunden mit hohen Baulandpreisen, muss sich natürlich auf die Mietpreise niederschlagen. Für „Normalbürger“ wie Angestellte, Arbeiter und Familien mit mehreren Kindern könnte es im neuen Teil des „Rosensteinviertels“ unerschwinglich teuer werden. Geplant sind Eigentumswohnungen!

Wie sieht der Wohnungsmarkt in den Jahren nach 2022 plus x aus? Wir Schrumpfgermanen brauchen diese Fläche vielleicht nicht mehr, der Wohnraumbedarf besteht aber heute - an bezahlbaren Wohnungen, nicht in Nobelarchitekturen von profitorientierten Investoren.

Schon jetzt, nicht erst in 10 bis 20 Jahren könnte man mit der Bebauung eines Teils der heute schon frei gewordenen Flächen beginnen, immerhin rund 75% der Flächen von Stuttgart 21. "Lebensraum in bester Lage" gibt es schon und muss nicht erst durch die Stadt geschaffen werden!

Die Freiflächen „Innerer Nordbahnhof“ sind für Wohnbebauung sehr geeignet, werden allerdings erst 2022 plus x frei, weil dort das große Logistikzentrum für Stuttgart 21 sein soll. Ohne Stuttgart 21 könnte es bald losgehen - die Flächen gehören der Stadt Stuttgart!

Auf der Fläche A1 ist auch Wohnbebauung vorgesehen zur Belebung dieses Viertels. Wo ist sie denn? Seit über 10 Jahren ist dort trostlose Brache, abgesehen vom monströsen Bankenviertel und der gerade entstehenden Stadtbibliothek. Groß angekündigte Bauvorhaben wie die "liegende Acht" (auch mit Wohnungen) oder das Einkaufszentrum sind inzwischen abgesagt...

Wie „attraktiv“ künftige Wohnbebauung aussieht, ist im Turmforum an den dort in Guckaugen präsentierten
Siegerentwürfen zu bewundern. Diese Klötze sollen direkt an das Bankenviertel anschließen - Sicht zum Pariser Platz. Mittendrin stimmt schon, mitten im klimatisch problematischen Stadtkessel und für zusätzliche Aufheizung sorgend (siehe „Stadtklima“). „...und doch im Grünen“: Dieses Grün wird im Bankenviertel nebendran und am Pariser Platz schon mal vorgeführt. Vielleicht Baumreihen, um die versprochenen 5000 neuen Bäume unterzubringen? Aufgrund der dichten Hochbebauung (sechs Stockwerke aufwärts) bleibt für Grün jedenfalls nicht viel Raum, der Schlosspark ist weiter weg!
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Tobias Kraus aus Stuttgart merkt am 9. März 2010 an:

Weiter wird behauptet, durch die dort geschaffenen Wohnungen für ca. 30.000 Menschen würde der Siedlungsdruck im Umland gemindert. Fragen: Ist es wünschenswert/sinnvoll den Siedlungsdruck vom Umland in den Kessel zu verlagern? Wie teuer soll das Wohnen bzw. der Erwerb von Eigenheimen in den neuen Stadtteilen sein? Werden die Immobilien überhaupt eine Alternative zum Wohnen im Umland sein? Ist es planerisch sinnvoll, über die Zusiedelung von 30.000 Menschen die Einwohnerzahl pro Quadratkilometer im innerstädtischen Bereich zu steigern?


Blogeintrag 22. Februar 2010:

A 1 Wohnbebauung
Montag 22. Februar 12:01


Familienväter aufgepasst! „Schöne“ neue Wohnwelten! Durch Gucklöcher im Turmforum sieht man die Siegerentwürfe für Wohnblocks am Pariser Platz in Fortsetzung des Bankenviertels. Das könnte sofort losgehen, bis jetzt ist aber erst die Bibliothek 21 in Sicht. Über die Hälfte freien A-1-Flächen sind nach einer Übersicht im Turmforum noch nicht verkauft.

Aktuelle Fassung vom 28.4.2011:

Die Neuauflage der „21 guten Gründe“

strotzt nur so von fehlerhaften Abbildungen und Behauptungen. In Grund Nr.13 „Unsere Stadt wird schöner“ geht es hauptsächlich um den Park und hier um die „Blickachse“ zum Schloss Rosenstein. Die behaupteten Thesen und Grafik-Fotos werden direkt kommentiert, berichtigt oder hinterfragt.

Diese Seite ist „in progress“, für Kommentare, Berichtigungen, Ergänzung usw. bin ich dankbar.

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Die Stadt wird schöner!? Nr. 13 Die Stadt wird schöner

Bei Stuttgart 21 geht es nicht nur um neue Stadtteile, es werden auch bestehende Quartiere aufgewertet. Von Gleisen eingeschlossene Viertel erhalten Parklage, abgelegene Orte werden belebt.
Wieso „Stadtteile“? Sind es mehrere? Der neue Stadtteil am Bahnhof (A1) entsteht ohne Stuttgart 21 und kann - kein schönes Beispiel für die neue Stadt - bereits heute besichtigt werden. Das Gleisfeld daneben (A2) ist bereits zur Hochbebauung verdammt, die geforderte Luftschneise noch eine Fata morgana. Allerdings wird A1 durch den Parkanschluss aufgewertet. „Abgelegene Orte werden belebt“ heißt aber vor allem Bebauung und mehr Verkehr.
Der Bonatz-Bau wird in Zukunft ein frei stehendes, den Stadtraum markant prägendes Gebäude direkt am Park und dem großen Straßburger Platz sein.
- der Bonatzbau ist in Zukunft verstümmelt, entkernt, des Denkmalschutzes höchster Kategorie beraubt und bereits heute „frei stehend“, er liegt heute schon „direkt am Park“ (könnte ohne Schlossgarten-Straße leicht unmittelbar an den Park angeschlossen werden. Der „große Straßburger Platz“ kann nicht unter dem Obertitel „Die Stadt wird schöner“ eingeordnet werden! Dass er „groß“ ist, zeigt seine stadtzerstörende Wirkung.

Das Europaviertel ermöglicht durch seine unmittelbare Nähe zum Schloßgarten und zum Bonatz-Bau eine hohe Lebensqualität für Bewohner und Arbeitende. Beides kann nur durch Abbruch des heutigen Gleisvorfeldes erreicht werden.
Das „Europaviertel“ erhält als Entré den „großen Straßburger Platz“, der wie eine Barrière wirkt und an Unwirtlichkeit („Platz“!) schwer zu übertreffen ist, auch wenn sich der Architekt dazu verstiegen hat, ihn als „Straßburger Garten“ zu bezeichnen.

Der Untere Schloßgarten wird in Zukunft nicht mehr beidseitig von hohen Mauern auf 150 Meter Breite begrenzt sein.
Der untere Schlossgarten wird heute von einem bewachsenen Wall nach Norden begrenzt, das ist eine höhere Qualität für den Park als die Öffnung in ein Stadtviertel. Wer die Platanenallee kennt, schätzt diese Oase inmitten der Großstadt. Die Abgrenzung nach Osten hin zur 7-spurigen Autostraße wird bleiben müssen. Im Bereich der Mineralbäder ist sie durch die Untertunnelung der B14 auch heute schon - für Fußgänger und Radfahrer - aufgehoben.

Wenn der Bahndamm abgetragen wird, öffnet sich der Park zum Nordbahnhofviertel. Er wird an die schon bestehende Wohnbebauung heranreichen und Teil der Stadt werden, statt wie heute an ihrem Rand zu liegen.
Hinter dem Bahndamm liegt das Tunnelgebirge. Mit der Abtragung und der Neubebauung ist ein gewaltiger Aufwand verbunden, der die Lebensqualität der „schon bestehenden Wohnbebauung“ auf Jahre hinaus aufs Stärkste beeinträchtigen wird. Die Wohnquartiere an der Nordbahnhofstraße liegen nicht „am Rand“, sondern sind „Teil der Stadt“. Straßenbahn und S-Bahn schließen diesen Stadtteil gut an die Innenstadt an. Der Park ist über die Ehmannstraße/Rosensteinstraße gut zu erreichen.

Schöne, aber verwaiste Orte wie die grüne Brücke, das Amphitheater und der Platz um die Rossebändiger können neu belebt werden.
„Verwaiste Orte“ haben ihren eigenen Charme. Die künftige Haupt-Autostraße Ost-Nord (Wolframstraße) wird eine Belebung der unerwünschten Art bringen.

Die berühmte Platanenallee wird nicht mehr an den Rand des Parks gedrängt sein, sondern gewinnt ihre alte Funktion als Zentralachse zurück.
Nördlich der Platanenallee ist zwar ein Grünstreifen (Teil der angepriesenen „Parkerweiterung“!) angelegt, sie liegt aber immer noch am „Rand des Parks“. Der Begriff „Zentralachse“ ist frei erfunden, siehe Vortrag.

Foto: Stadt Stuttgart | Grafik: Aldinger & Wolf


Der Rosensteinpark selbst wird sehr viel einfacher zu erreichen sein, da durch den Wegfall des Wartungsbahnhofs Barrikaden abgebaut und neue Wegbeziehungen geschaffen werden.
Der Rosensteinpark ist schon heute einfach zu erreichen. Wenn der Wartungsbahnhof (und das Paketpostamt!) wegfällt und dort Wohnbebauung kommt, so ist diese genau so ohne „Barrikaden“ an den Rosensteinpark angeschlossen.

Das erhöht gelegene Schloss Rosenstein bekommt seine alte Rolle als Fluchtpunkt einer Blickachse zurück. Würde man die heutigen Bahnanlagen schlicht sanieren, wäre all dies nicht zu verwirklichen.
Bei genauer Betrachtung ist die „Blickachse“ ein Phantom. Die auf dem Architekturfoto der Stadt Stuttgart suggerierte Blickachse kann nicht realisiert werden, da der untere Schlossgarten viel tiefer liegt und der Blick (vor allem in der Vegetationseit!) dadurch verstellt bleibt. Begriffe wie Blickachse oder Zentralachse (siehe oben) sind schönrednerische Propaganda und haben mit der Realität wenig zu tun. Eine „Blickachse“ ist im Park nicht erwünscht und wird vermieden.

in Bearbeitung (zur Foto-Grafik):


die alte Platanenallee, die vom unteren Schlossgarten zum Eingang Rosenstein hoch führt, ist gänzlich verschwunden

  • auch die historischen Pförtnerhäuschen am Eingang des Rosensteinparks sind nicht mehr da

  • der untere Schlossgarten ist hochgesetzt (er lag in der Talaue) und nun eine grüne Wiese (wo sind die 5000 Bäume?)

  • die Hauptwege sind durch rechtwinklig angesetzte (!) Nebenwege verbunden (für disziplinierte junge Menschen - wo sind die Rentner künftiger Jahrzehnte?)

  • die seitherige Wegführung mit alten Bäumen rechts vom Schloss ist samt dem Rosengarten verschwunden. Stattdessen setzt sich die Ebene zum Neckartal hin (rechts vom Schlössle) fort!