Falsch oder stark geschönt

Wie die Bevölkerung von der S-21-Propaganda hinters Licht geführt wird. Zum Beispiel mit der Werbeschrift der Stadt Stuttgart „Menschen verbinden“ vom Oktober 2007 mit dem Vorwort von OB Schuster, verteilt an alle Stuttgarter Haushalte.

Kommentierung der in meinem offenen Brief an den Gemeinderat (
Memory 7: „75% des Stuttgarter Gemeinderats“) angeführten Fehl-Informationen von Seiten der Befürworter von Stuttgart 21.
(aktualisiert September 2010)
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Stuttgart wird abgehängt
(OB Schuster: „Ohne Neubaustrecken würden wesentliche Zugverbindungen bald an Stuttgart vorbeiführen.“)

Falsch! Schon heute verbinden täglich vier TGV-Zugpaare Stuttgart mit Paris. Stuttgart 21 würde die Fahrzeit auf dieser Strecke um nur 1 Minute verkürzen. Derzeit verkehren täglich sieben ICE-Zugpaare direkt zwischen Stuttgart und Zürich. (Inzwischen sind die ICE abgezogen und durch IC der Schweizer Bundesbahn ersetzt...) Stuttgart 21 würde die Fahrzeit auf dieser Strecke um 5 Minuten verlängern. Die ICE-Verbindungen Mannheim-München bleiben auch bei K 21 bestehen, da sie gleich schnell sind wie bei Stuttgart 21. Welche Zugverbindungen können dann noch an Stuttgart vorbeiführen? (Quelle) Stuttgart 21 muss sich mit der Alternative Kopfbahnhof 21 vergleichen lassen und nicht mit dem bestehenden Zustand. Neuer Vorschlag von Vieregg & Rössler: statt Neubastrecke (und S 21) Einsatz von Neigetechnik auf der Bestandsstrecke, Verbesserung der Schienen... Damit würde es genügend schnell nach München gehen, Milliarden würden eingespart!


die Fahrzeiten nach Ulm werden stark vermindert
(OB Schuster: Stuttgart-Ulm 26 Minuten Zeitersparnis)

Falsch! Diese Angabe bezieht sich auf die Neubaustrecke insgesamt. Durch Stuttgart 21 verkürzt sich die Fahrzeit überhaupt nicht (Vieregg-Rössler) oder nur um wenige Minuten („3 Minuten für 3 Milliarden“).


der Regionalverkehr wird gewinnen
(OB Schuster: „Gerade für den Nahverkehr ergeben sich .. viele Vorteile“)

Nach den Überlegungen des VCD, pro Bahn und anderer Gutachten ist das Augenwischerei und reine Propaganda. Das Gegenteil ist viel wahrscheinlicher. Zudem: Reisende aus dem Raum Aulendorf/Sigmaringen/Albstadt müssen künftig in Tübingen umsteigen, weil die Strecke bis Tübingen nicht elektrifiziert ist und dieselgetriebene Züge nicht in den Tiefbahnhof einfahren dürfen. Zusätzliches Umsteigen in Ulm wird auch aus dem oberschwäbischen Raum notwendig.


der neue Bahnhof ist doppelt so leistungsfähig
(OB Schuster: „Stuttgart 21 wird dank des Durchgangsbahnhofs die doppelte Leistungsfähigkeit haben.“)

Wie kommt es zu dieser grundfalschen Behauptung? Der Leiter des VWI Stuttgart, Prof. Ulrich Martin, hat die Leistungsfähigkeit von Stuttgart 21 und Kopfbahnhof 21 gerechnet. Die Haltezeiten, die er rechnen sollte, hat ihm die DB vorgegeben: Beim ICE 2 Minuten für Stuttgart 21, jedoch 4 Minuten für Kopfbahnhof 21, beim IC 2 Minuten für Stuttgart 21, jedoch 6 Minuten für Kopfbahnhof 21 und beim Regionalverkehr, auf den ca. 80 Prozent des Verkehrs im Stuttgarter Hauptbahnhof entfallen, 1 Minute für Stuttgart 21, jedoch 6 Minuten für Kopfbahnhof 21. So kann man "wunderbare" Kapazitäten des Durchgangsbahnhofes gegenüber jeder Alternative berechnen, noch bessere "Kapazitäten" erhielte man nur, wenn die Züge gar nicht mehr halten. (Quelle: www.leben-in-stuttgart.de)

Die Deutsche Bahn AG hat in den Planfeststellungsunterlagen zum geplanten Tunnelbahnhof bestätigt, dass die Alternative "Kopfbahnhof 21" mindestens so leistungsfähig ist wie "Stuttgart 21". (Quelle: VCD)

Vieregg & Rössler: „Die Kapazität des verbesserten 16-gleisigen Kopfbahnhofes liegt um ca. 50% über der des geplanten nur 8- gleisigen Durchgangsbahnhofes, dessen knappe Kapazitäts-Bemessung in Fachkreisen häufig kritisiert wird.“

Der RE aus Sigmaringen-Tübingen hält derzeit etwa 30 Minuten, bevor er „Kopf“ macht. Er fährt manchmal etwas später los, wenn es ein wichtiger Anschluss erfordert. Das bedeutet: in der Haltezeit geht ein Mitarbeiter durch und leert die Abfallbehälter, liegen gebliebene Sachen werden zur Fundstelle befördert. Reisende können in Ruhe aus- und einsteigen, kein Gedränge am Bahnsteig.

Das Warten auf Anschlusszüge ist bei S 21 wegen der dichten Zugfolge im Durchgangsbahnhof kaum mehr möglich, eine große Verschlechterung für die Bahnreisenden.


die Gerichte bestätigen S 21 als die beste Lösung
(OB Schuster: „...nach zahlreichen unabhängigen Gutachten bestätigten auch die Gerichte: Stuttgart 21 ist im Vergleich zu allen Alternativen die beste Lösung.“)

„Als Jurist bin ich immer wieder empört darüber, wie Politiker Gerichte vor ihren Karren spannen, indem sie Urteile verzerrt und entstellt wiedergeben. So macht es auch Stuttgarts Oberbürgermeister Schuster, wenn er schreibt: "Die Gerichte haben in allen Instanzen das Projekt als die beste Lösung bestätigt." Dabei gibt es nur eine Instanz, die überhaupt geurteilt hat, und dieses Urteil des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Mannheim habe ich gelesen. Das OVG hat geurteilt, dass das Projekt eine - von mehreren möglichen - Planungsvariante ist, die als rechtlich zulässig erachtet wird. Damit hat das OVG die Verantwortung für das Projekt ausdrücklich der Politik zugewiesen.“ (Rainer Engel, Richter)

Welche Gutachten waren unabhängig? Bestimmt nicht das von Prof. Dr. Martin.
Was ist mit den Gutachten von Monheim, Bodack, Vieregg-Rössler?


es ist ein Projekt der Bahn
(So sagt das Bundes-Verkehrsministerium: "Die gesamte Vorhabenplanung zu Stuttgart 21 - Entwurfsplanung, Investitionskostenplanung und technische Ausführung - erfolgte und erfolgt durch die DB AG auf Grundlage unternehmerisch geschützter Ansätze und Daten." ).
OB Schuster zieht sich gern hinter dieser Aussage zurück, dabei ist er einer der Hauptpromotoren. 1999: Am 3. Dezember drohte der Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster mit einer Schadenersatzklage gegen die Deutsche Bahn, sollte der Aufsichtsrat nicht bis zum 1. März 2000 dem Projekt zustimmen." Quelle

Wer zahlt aber die Milliardenbeträge? Der Bundesrechnungshof weist nach, dass der Bund die Hauptlast trägt. Da ist doch was faul, denn „wer zahlt schafft an“. Die Bahn muss ihre „geschützten Ansätze“ offen legen! Hat die Bahn etwas zu verbergen? Warum legt sie keine Kosten-Nutzungrechnung vor?


mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene
(OB Schuster: „...entlastet unsere Umwelt und die Straßen.“)

Sachkundige und prominente Gutachter behaupten das Gegenteil und führen gute Gründe dafür ins Feld.
Kommentar zu „Weniger Autos, bessere Luft“ bei den „21 guten Gründen für Stuttgart 21“


Parkflächen im Schlossgarten werden dazu gewonnen
(OB Schuster: „Schlossgarten und Rosensteinpark werden erweitert und damit noch attraktiver“)

Stimmt beim Rosensteinpark, wenn die Planungen verwirklicht werden. Aber ist diese geplante Parkerweiterung nicht weit weg, dort, wo sich vergleichsweise wenig Menschen aufhalten? Und wird nicht eine große Fläche (etwa 8 Hektar) durch den Tiefbahnhof weggenommen, allerdings in bester Schlossgarten-Lage, dort, wo sich ein Mehrfaches an Parkbesuchern tummelt und wo zudem ein großer alter Baumbestand vorhanden ist? Das wird bei der Flächenbilanz glatt unterschlagen! Vermutlich wird eine ganze Generation den Park nur eingeschränkt nutzen können, denn erst nach Inbetriebnahme des Durchgangsbahnhofs kann mit dem Abbruch und der Bebauung der bis dahin benötigten Gleisfelder (vor allem das „Tunnelgebirge“) begonnen werden.

es ist ein grünes Projekt
(OB Schuster: „Die neue Bahnverbindung ist ein grünes Projekt.“)

Wie grün ist die Schlossgarten-Vernichtung? Die Energie für die Tunnelbohrmaschinen? Für die Überwindung der Höhe aus dem Keller heraus? (Siebzig Höhenmeter mehr als beim Anschluss der Alternative K 21!) Die Stromkosten für Beleuchtung und Rolltreppen im Tiefbahnhof? Die Lastwagenkolonne zur Verladestelle am Inneren Nordbahnhof? Der wahnsinnige Transport von Abraum aus den Tunnels über hunderte von Kilometern nach Sachsen-Anhalt? Wieviel Grün bekommen die 300 000 Bahnfahrer täglich zu sehen zwischen Feuerbach und Plieningen? Wieviel Grün ist in A 1 geplant? Das Bankenviertel präsentiert sich deutlich als abschreckende Betonwüste, dort eingezwängte Grün-Felder wirken ärmlich und peinlich. Die Propagandisten von Stuttgart 21 betreiben „Greenwashing“ als Lehrbeispiel.


der neue Bahnhof ist hell, großzügig und repräsentativ
(OB Schuster: „...helle, angenehme Atmosphäre“)

Hell vielleicht bei Sonnenschein, dort wo das Licht direkt einfällt. Die „Lichtaugen“ sind umstritten und sollen vermindert werden. Ansonsten muss künstlich beleuchtet werden. Mehdorn: „Mal sehen, wie der Bahnhof aussehen wird.“ Die Verteilerebene ist im Verhältnis zur Ausdehung erdrückend niedrig, wie die Fraunhofer-Simulation zeigt. Das Gegenteil von der Kopfbahnsteighalle in Größe und vor allem Höhe.
Im Vergleich mit dem Bonatz-Bahnhof ist die neue Halbtiefstation wenig repräsentativ. Das Märchen vom Rumpelstilzchen und der schönen Müllerin erfährt seine Umkehrung: aus Gold wird Stroh.

„Mehr Komfort für die Reisenden beim Umsteigen“
(O-Ton Werbefilm im Turmforum)

Diese Aussage verdreht die Realität ins Gegenteil. Bahnfahrer finden Kopfbahnhöfe unübertroffen komfortabel und übersichtlich. Rolltreppen und vor allem Aufzüge sind Engpässe beim Bahnsteigwechsel, zu beobachten z.B. im neuen Berliner Hauptbahnhof. Reisende mit viel Gepäck, Kinderwagen, Rollstühlen und Fahrräder sind stark im Nachteil, auch alte Menschen, die in Zukunft vermehrt das Bahnangebot nutzen.


es gibt keine Alternative
(Oettinger am 2.2.10 beim Baustart: „alternativlos“)

So liest man immer noch in Presseverlautbarungen der Politiker. Diese Behauptung ist falsch. Die Ertüchtigung des Kopfbahnhofs ist sogar eine viel bessere Alternative, wie in mehreren Gutachten überzeugend nachgewiesen wird. Allerdings weniger geeignet für Sandkastenspiele von Stadtplanern und Oberbürgermeistern. Klar, eine Umplanung wird Jahre kosten. Bei der Größe des Projekts sind diese Jahre den 15 seitherigen zuzuschlagen. Noch funktioniert der Hauptbahnhof so gut, dass er zu den pünktlichsten Deutschlands gehört. Die Gleisanlagen samt Fundamenten sind natürlich zu renovieren und die Kosten aufzuwenden. Dass hier Vieles „marode“ ist, darf kein Grund sein, alles abzubrechen. Dazu mehr in meinem Memory Nr. 3 an Prof. Heimerl.

die Finanzierung ist solide gerechnet und abgesichert

?? Diese Behauptung glaubt niemand mehr, so offensichtlich falsch ist sie. Damit hat das Projekt den Beigeschmack der Sturheit und Verlogenheit bekommen, die Politik hat schweren Schaden gelitten. Da wird ein noch so moderner Pavillon auf dem Schlossplatz wenig ausrichten.

die Kosten werden im Wesentlichen durch die Grundstücksverkäufe gedeckt

Davon ist schon lange keine Rede mehr. Die Vermarktung der Flächen erweist sich als schwierig. Bis jetzt ist nur das Bankenviertel gebaut und die neue Bibliothek entsteht, also als Bauträger die öffentliche Hand.

für die Stadt ist es eine Jahrhundertchance für die Stadtentwicklung

Genau betrachtet ist diese Chance schon Realität! Bei Erhalt des Kopfbahnhofs werden städtbaulich nur 14 ha weniger Fläche nutzbar als bei S 21. (die stadtklimatisch heiklen Bereiche werden von K 21 nur in Randbereichen tangiert). Diese Flächen sind allerdings sofort nutzbar, weil sie nicht für die aufwendige Baulogistik wie bei S 21 gebraucht werden

der Bonatzbau wird erhalten
(OB Schuster zum Abriss: „Nein, er steht unter Denkmalschutz. Lediglich die Seitenflügel… fallen weg. Das markante Hauptgebäude mit Turm und Arkadengang bleibt vollständig erhalten, wird aufgewertet und erweitert.“)

Warum protestieren dann zahlreiche international berühmte Architekten gegen den Teilabriss? Zum Erhalt gehören nicht nur die vorderen Bauteile, sondern auch die Seitenflügel und das Innere des Gebäudes mit lebendiger Funktion. Schusters Angaben sind mehrfach falsch und irreführend:
Denkmalschutz“: auch die Seitenflügel gehören dazu. Bei einem Abriss verliert der Bahnhof sogar die oberste Schutzwürdigkeit!

„wird aufgewertet“ - wodurch?

„erweitert“ - etwa durch den Eingang des Tiefbahnhofs neben dem Turm? Der Umbau des Inneren mit Abriss der großen Treppe und der Absenkung der Empfangshalle sind schwerwiegende Verstümmelungen.

Aus der Petition vom Bonatz-Experten Matthias Roser: „Somit setzt sich ausgerechnet die „Öffentliche Hand“ über alle Gebote des Denkmalschutzes hinweg, indem sie ein herausragendes, weltbekanntes, zudem in die Denkmalliste eingetragenes Kulturdenkmal fragmentiert, beschädigt und den verbleibenden Rest zu einer baulichen Attrappe degradiert.“

die Mineralquellen sind nicht gefährdet
(OB Schuster: „Das Stuttgarter Mineralwasser wird durch Stuttgart 21 nicht gefährdet.“)

Zur Zeit sind mehrere Bohrtrupps im Schlossgarten zur Grundwassererkundung zu beobachten. Die Wasserströme unter Tage sind eben nicht leicht zu orten. Die Tatsache, dass das Mineralwasserschutzgebiet beim S 21 - Baugelände ausgeklammert wurde, ist eine höchst umstrittene und trickreiche Manipulation. Die Baugrube Tiefbahnhof geht quer durch das ganze Tal, die noch tiefere S-Bahn in Tal-Längsrichtung und nur in einem begrenzten Abschnitt.