Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
in den Stuttgarter Nachrichten habe ich gelesen, dass Sie vor Kurzem in Schwäbisch Hall zehn Preisträger mit dem deutschen Preis für Denkmalschutz ausgezeichet haben.
Sie wurden zitiert, dass für Sie das Sanieren und Erhalten von Denkmälern "Ausdruck einer selbstbewussten Kulturnation" sei. Demnach ist Stuttgart leider nicht mehr Bestandteil dieser Kulturnation...
Denn Bahn, Stadt Stuttgart und das Land Baden-Württemberg wollen gegen den erklärten Willen der Stuttgarter Bevölkerung in einem Parforceritt den Stuttgarter Hauptbahnhof zum Großteil abreißen. Für uns Stuttgarter neben dem geplanten Durchgangsbahnhöfle DIE Horrorvorstellung.
Es gibt keine einzige repräsentative Umfrage in den letzten Jahren, in denen es nicht eine deutliche Mehrheit von mindestens 60% bis jüngst 90% gegen dieses kropfunnötige und Stuttgart in eine Schuldenfalle ungeahnten Ausmaßes stürzende Projekt Stuttgart 21 gibt.
Aber, was noch viel schlimmer ist: Woher nimmt sich dieser Staat und auch die Deutsche Bahn das Recht, entgegen dem in der Verfassung des Landes Baden-Württemberg garantierten Denkmalschutz diesen, je nach Lust und Laune und wie's gerade passt, außer Kraft zu setzen?
Was zählen in der Verfassung garantierte Rechte noch? Und welch ein Schaden wird unserer Demokratie zugefügt, wenn der Staat darf, was dem Bürger im vergleichbaren Fall verwehrt bleiben würde?
Machen wir uns derzeit nicht nach jeder Wahl Sorgen, warum die Wahlbeteiligung, gerade unter den Jüngeren, rapide abnimmt? Hören wir da nicht immer wieder das Wort von der "Staatsverdrossenheit"?
Und jetzt greift dieser Staat "mit Ansage" zu?
Und die Bevölkerung steht dem ohnmächtig gegenüber und weiß nicht, was sie nach 17 Jahren Engagement gegen Stuttgart 21 noch tun soll, um dieses lt. Boris Palmer (OB von Tübingen) "dümmste Projekt in der Geschichte Stuttgarts" noch zu verhindern.
Es gibt sehr, sehr wenige Leute, die Stuttgart und dem Hautbahnhof noch helfen können.
(Wir Stuttgarter gehen dafür Montag für Montag bereits auf die Straße, und es werden von Montag zu Montag immer mehr...)
Deshalb appelliere ich an Sie, sehr verehrter Herr Bundespräsident: Setzen Sie sich bitte mit der ganzen Kraft Ihrer Persönlichkeit dafür ein, dass es nicht zu diesem Rechtsbruch kommt. Die Folgen wären verheerend.
Bewegen Sie die Bahn und ihren Vorstand Rüdiger Grube (er sitzt gerade mal ein paar Häuser weiter auch in Berlin!)
bitte zur Vernunft.
Sehr geehrter Herr Dr. Köhler, die Stuttgarter setzen auf Sie!
Freundliche Grüße
E.R. (anonym, nicht Engelbert Rolli)