Bodack - Offener Brief - Sueddeutsche Zeitung_Prantl 2.10.10
Originalformatierung als .pdf mit einem Kommentar aus der Süddeutschen Zeitung

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Memory 21 (Gastmemory)

Offener Brief

An die Abgeordneten des
Landtags von Baden-Württemberg und an die
Gemeinderäte der Landeshauptstadt


Wo finden Sie die Bürger in den eskalierenden Auseinandersetzungen um die Großprojekte Stuttgart 21? Immer wieder werden Sie zitiert als diejenigen, die entschieden haben, was nun die Mehrheit der Bürger bewegt und empört und den Polizisten unabsehbare Mühen aufbürdet!

Können Sie nicht wahrhaben, dass Ihnen seinerzeit Entscheidungen zugemutet wurden mit falschen Darstellungen (z.B. über Kosten und Termine), unerfüllbaren Versprechungen (in Bezug auf Bahnverkehr und Ökologie) und dem Verschweigen wichtiger Risiken und Planungsdefizite (u. a. bezüglich der Geologie und des Bahnbetriebs)?

Ist es nicht überfällig, nunmehr zu verlangen, diejenigen Experten anzuhören, die seit vielen Jahren vor den Risiken warnen, die Unsinnigkeit der geplanten Bahninfrastruktur kritisieren und realistisch Kosten errechnen? Erscheint es Ihnen nicht notwendig, endlich auch einmal eine ökologische Bilanz der Großprojekte anzufordern, denn der Energieaufwand des Bahnbetriebs wird sich ja vervielfachen!

Nun haben die Medien sich dieser versäumten Aufklärung gewidmet und manche bislang geheim gehaltenen Fakten ans Tageslicht gebracht. Sie können fortan nicht mehr behaupten, das alles nicht zu wissen: Warum sind Sie nicht ebenso empört wie die protestierenden Bürger und fordern vollständige Informationen sowohl von der Regierung und Stadtverwaltung als auch von unabhängigen Experten?

Es gibt doch wohl die eindeutige Verpflichtung gegenüber Ihren Wählern, sorgfältig vor allem kritische Stellungnahmen zu prüfen! Ich sehe hier gravierende Versäumnisse und massiven Nachholbedarf. Treten Sie in offene Dialoge mit kritischen Fachleuten ein – seien Sie dazu bereit, ggf. aufgrund eindeutiger Daten und Fakten Ihre Entscheidungen zu revidieren!

Ein solcher Schritt würde die Atmosphäre in Stadt und Land beruhigen und könnte das beschädigte Ansehen Ihres Parlaments wieder herstellen. Ich füge Ihnen dazu einen Kommentar von Heribert Prantl aus der SZ bei.

Karl-Dieter Bodack
2. 10. 2010

Der Verfasser ist 1938 in Stuttgart geboren, hat an der TU Stuttgart studiert und hat 27 Jahre in Stabs und Führungspositionen der DB und DB AG gearbeitet.



(Kommentar aus der Südd. Zeitung vom 2./3. Oktober 2010 von Heribert Prantl siehe .pdf)

Bodack - Offener Brief - Sueddeutsche Zeitung_Prantl 2.10.10