13. Oktober 2013
Fortschritt?

Wir, die wir uns gegen den S21-Wahnsinn stellen, wurden von Beginn an als "Fortschrittsverweigerer" und "Ewiggestrige" verunglimpft (Joachim Gauck 2011:
http://www.prostuttgart-21.de/news-reader/items/71.html - oder hier Herr Stihl - der mit den Kettensägen: http://www.manager-magazin.de/politik/deutschland/a-799707.html). Und aktuell frage ich mich einmal mehr: Was bedeutet denn dieser "Fortschritt" im Zusammenhang mit Stuttgart 21?

Die Definition laut Wikipedia lässt darauf schließen, dass irgend etwas besser werden müsste:
http://de.wikipedia.org/wiki/Technischer_Fortschritt. Und wenn ich mein altes Auto heute mit den modernen vergleiche, dann kann ich mir das erschließen: Das neue bringt mehr Leistung bei gleichem Verbrauch, es bietet mehr Sicherheit mit ABS und ESP und ASR und wie sie alle heißen. Zugegeben, nicht alles davon erscheint mir zwingend sinnvoll aber insgesamt erkenne ich deutlich den enthaltenen Fortschritt.

Und nun denke ich mir, vielleicht müsste ich nur noch einmal genauer hinsehen? Ich habs versucht:

Mehr Leistung?

Nun, sogar das Verkehrsministerium bestätigt, dass diese Annahme bestenfalls "strittig" ist:
http://www.mvi.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/120117/. Dr. Christoph Engelhardt findet klarere Worte:http://www.bei-abriss-aufstand.de/2013/05/27/rede-von-dr-christoph-engelhardt-bei-der-173-montagsdemo/

Weniger Ressourceneinsatz?

Nun, ob der neue Bahnhof nun gleich 250% mehr Energie verbrauchen wird wie hier gemutmaßt wird (
http://www.rf-news.de/2011/kw24/stuttgart-21-verbraucht-250-prozent-mehr-strom-als-der-bisherige-kopfbahnhof) kann ich nicht beurteilen - aber der Mehrverbrauch kann schlüssig dargelegt werden: http://www.bei-abriss-aufstand.de/2011/10/14/presseerklarung-strom-sparen-statt-fahrpreise-erhohen-kein-stuttgart-21/

Mehr Komfort?


Nun, die Diskussionen über Doppelbelegungen von Bahnsteigen, optimierte Haltezeiten, Engstellen und die damit verbundenen Gefahren sind zuhauf geführt worden (
http://www.engpass21.de/index.php/sicherheit-bahnsteig oderhttp://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-zwist-wegen-der-betriebsqualitaet.1680faca-ad9a-4a42-bea6-b119a02483a1.html und hier: http://wikireal.org/wiki/Stuttgart_21/Personenzug%C3%A4nge/Ergebnisse).
Und wenn man sich dann anschaut, wie unsere Politik schwache Appelle an die Bahn richtet, sie möge doch wenigstens den S-Bahnbetrieb einigermaßen in den Griff bekommen (
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.s-bahn-gipfel-in-stuttgart-s-bahn-gipfel-naehrt-hoffnung-auf-besserung.788ed4ba-3a45-4df3-b879-29b2b9e0253c.html), dann klingt das für mich nicht nach mehr Komfort sondern nach Stress. (siehe auch:http://s-bahn-chaos.de/ und http://www.tunnelblick.es/press/2013/09/40-s-bahn-am-limit/)

Mehr Sicherheit?

Nun, der Brandschutzbeauftragte der Bahn erklärt in markigen Worten wie sicher S21 doch wäre:
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stuttgart-21-der-brennende-zug-faehrt-zum-bahnhof.92ce3974-585b-4e76-8f2a-5ba8d7c64f09.html. Doch die Feuerwehr ist anderer Ansicht (http://www.kontextwochenzeitung.de/macht-markt/131/feuer-unterm-bahnhofsdach-1766.html). Wem glaubt man - dem Theoretiker oder dem Praktiker? Das gilt nicht nur für den Bahnhof, das gilt natürlich auch für die Tunnel: http://www.kontextwochenzeitung.de/macht-markt/132/angebrannt-1773.html. Über eventuelle Verbesserungen kann die Bahn selbst keine Auskunft geben: (http://direktzu.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/stuttgart21/messages/umhausung-treppenbloecke-und-verteilerebenen-48181#id_answer_48744) Mit viel Glück gibt es vielleicht im nächsten Jahr ein tragfähiges Konzept: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.brandschutz-bei-stuttgart-21-brandschutzkonzept-erst-2014.d97db5a3-d507-4f83-97a8-cf005574cd9e.html

Barrierefreiheit?

Ein gesellschaftlicher Fortschritt wäre es mit Sicherheit, wenn keine Bevölkerungsgruppen mehr ausgegrenzt würden. Doch bei S21 wird das sicher nicht erreicht:
http://www.bei-abriss-aufstand.de/2011/07/25/presseerklarung-herr-geisler-wer-tragt-mich-die-treppe-hoch/ undhttp://schaeferweltweit.wordpress.com/2012/11/21/wird-die-s21-barrierefreiheit-verkauft/

Oder Zukunftssicherheit?

Eine Antwort auf die Frage, die Jörg Nauke 2010 in der Stuttgarter Zeitung gestellt hat, habe ich nicht gefunden:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-tunnel-zu-eng-fuer-zuege.442603e3-c2c5-4a3d-a6f8-1c90211448f1.html - im Gegenteil, ich habe gelesen, wie der TGV in Zukunft aussehen wird:http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.tgv-euroduplex-doppelstoeckig-von-stuttgart-nach-paris.f6bbbde6-fee5-434e-a835-ed81883df40d.html - und frage mich schon, ob dieser Zug in die "kleingesparten" Tunnels passen wird, oder ob uns S21 am Ende wirklich noch vom Hochgeschwindigkeitsnetz abhängt?

Worin besteht also der Fortschritt? Wofür all diese Risiken (z. B. die berühmten 121:
http://www.ingenieure22.de/), wofür all die Kosten (bisher noch unbeziffert:http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-21-lenkungskreis-pruefer-sehen-hohes-kosten-und-terminrisiko.608e6577-31e9-4e67-bdd4-6c2bf728e751.html)?

Für welchen Fortschritt wurde der Mittlere Schloßgarten und wird aktuell der Rosensteinpark geopfert? (
http://www.parkschuetzer.de/statements/162988 und http://www.parkschuetzer.de/statements/tags/AktuelleLage)

Ich sehe keinen. Wirklich nicht.

Autorin: Andrea Hund
www.infooffensive.de