Alter Leserkommentar...

…in den Stuttgarter Nachrichten:
01.04.2009 11:42
Autor:
Siegfried Busch

Die Bahn sei, sagte Mehdorn, gut aufgestellt. Die guten Zahlen in der Bilanz könnten auch aus den unglaublichen Staatsgeschenken herrühren wie die Überlassung von großen Flächen ehemaliger Güterbahnhöfe in besten Großstadtlagen zur optimalen Vermarktung bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Erhaltung und Ertüchtigung des Schienennetzes und der Infrastruktur (wer denkt da nicht an Stuttgart?). Die horrenden Ticketpreise (Normalpreis 2. Klasse Stuttgart nach Berlin für eine Rückfahrkarte 252.-Euro) bei guter Auslastung bis Überlastung der ICEs unterstützen die Bilanz auf Kosten der Bahnfahrer.

Darf man den sterbenden Löwen noch treten und fragen wie denn das rollende Material „aufgestellt“ ist? Auf welche Achsen und Räder die ICEs gestellt waren und teilweise noch sind? Warum noch so verlotterte Kisten durchs Ländle rütteln, z.B. Silberlinge der Baujahre ab 1961 (inzwischen rot umgespritzt aber dadurch auch nicht jünger geworden) oder die Regionalzüge nach Schwäbisch Hall - Hessental (mit WCs für Gleisdüngung). Wie steht es mit der Pünktlichkeit der Bahn, Stichwort Verspätungen und Anschlüsse? Wie sind die Bahnhöfe im Land inzwischen „aufgestellt“?
Warum wollte Mehdorn den genialen Stuttgarter Hauptbahnhof samt Gleisvorfeld mit den Überwerfungsbauwerken ersetzen, obwohl dieser sogar in seinem jetzigen verlotterten Zustand der zweitpünktlichste Großstadtbahnhof (Stiftung Warentest) ist? Wollte er die notwendigen Erneuerungen und Verbesserungen - auf Kosten von Bund und Land - durch den Tiefbahnhof sparen? Warum versuchte er sich und seinem Vorstand Millionen "Möhrchen" als Prämie für die Privatisierung zuzuschieben? Mehdorn ade, Scheiden tut nicht weh!
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Die Archive der Stuttgarter Presse StZ und StN sind das Gedächtnis der Geschichte von Stuttgart 21.
Aktuell: Inzwischen kostet die Rückfahrkarte ICE Stuttgart-Berlin ohne Umsteigen 270 Euro, die Pünktlichkeit ist nicht besser geworden, die „Siberlinge“ fahren noch immer, auf der Gäubahnstrecke fährt kein ICE mehr, sondern Schweizer IC-Züge und der Stuttgarter Bahnhof ist unbequemer durch fünffach langen Umweg am Nordausgang.